Alexander Seiler

1820–1891

«Den Aufschwung Zermatts als Tourismusdestination, der nach der Matterhorn-Tragödie von 1865 einsetzte, sah Alexander Seiler voraus. Das Wallis und mithin die Schweiz verdanken diesem Hotelpionier zukunftsweisende Impulse.»
Prof. Dr. Joseph Jung, 2024

Von einfachen Herbergen zu stilvollen Grand Hotels

Alexander Seiler gehört zu den erfolgreichsten Hotelpionieren der Schweiz. Er entwickelte das abgelegene Bergdorf Zermatt zu einem mondänen Touristenort, der mit seinen Grand Hotels besonders britische Alpinisten und Adlige aus ganz Europa anzog. Damit förderte er die wirtschaftliche Entwicklung des Oberwallis und verlieh dem Tourismus schweizweit wichtige Impulse. 

Alexander Seiler (1820-1891) wuchs in einfachen Verhältnissen in der Gommer Gemeinde Blitzingen auf. Nach einer Lehre als Seifensieder im süddeutschen Munderkingen versuchte er sich als Seifensieder, Kerzenzieher und Handelsmann mit allen möglichen Produkten. Doch die Zeiten waren in den 1840er Jahren im Wallis hart, politische Spannungen und schliesslich die Niederlage im Sonderbundskrieg hemmten die wirtschaftliche Entwicklung. 

Legendär ist die Geschichte, wie Alexander Seiler 1851 erstmals nach Zermatt kam und augenblicklich von der imposanten Schönheit und Anziehungskraft des Matterhorns erfasst wurde. Mit beeindruckendem Spürsinn, rastloser Ausdauer, Hartnäckigkeit, aber auch mit seiner Gastfreundschaft pachtete er ab 1852 die ersten Herbergen, baute andere und entwickelte sie zu namhaften Hotels und Hotelpalästen. 

Die Katastrophe der Matterhorn-Erstbesteigung stellt 1865 den Höhe- und Endpunkt des «Goldenen Zeitalter des Alpinismus» dar, in welchem das Seiler-Stammhaus Monte Rosa zum eigentlichen Basislager der vorwiegend britischen Alpinisten wurde. Doch Seiler wusste das weltweite Aufsehen und die dadurch stetig steigenden Gästezahlen in Zermatt mit dem Ausbau seiner Hotels geschickt zu nutzen. 

Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen waren der Schlüssel zum wirtschaftlichen Fortschritt der Industrialisierung. Das wusste auch Alexander Seiler, der sich für den Ausbau der Strasse nach Zermatt oder für die Erstellung einer Telegraphen- und Telefonverbindung einsetzte. Die entscheidende Veränderung für die Tourismusdestination brachte aber 1891 die Eisenbahnlinie von Visp nach Zermatt. 

Die Verkehrsentwicklung war auch für die Entwicklung von Gletsch entscheidend, wo Seiler ab 1858 Hotels betrieb. Nachdem die Passstrassen, über Grimsel und Furka gebaut waren, verkehrten täglich mehrere Postkurse, die dank der klugen Intervention von Seiler am Mittag und am Abend in Gletsch Halt machten. Dadurch wurde das dortige Seiler-Hotel zu einem zwingenden Rastplatz für sämtliche Reisenden sowie zu einem Knotenpunkt mit Pferdewechsel und eigener Poststelle. 

Am Ende seines Lebens herrschte Alexander Seiler über 11 Hotels mit 1200 Betten. Viele seiner 11 Kinder (weitere 5 starben im Kindesalter) sowie nächste Verwandte übernahmen in einem der Hotelbetriebe eine leitende Funktion. Dieser familiäre Zusammenhalt kontrastierte scharf mit der Ablehnung, welche die Familie Seiler von der offiziellen Dorfgemeinschaft erfuhr. Man verwehrte ihnen in einem 18-jährigen Rechtsstreit die rechtmässige Einbürgerung, obwohl sich alle Instanzen bis hin zu Bundesrat und Bundesgericht unmissverständlich dafür aussprachen. 

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